
Dein erster Gehaltszettel: Was bedeuten diese ganzen Abkürzungen?
Dein erster Gehaltszettel: Was bedeuten diese ganzen Abkürzungen?
Herzlichen Glückwunsch! Du hast deinen ersten Job ergattert – vielleicht als Werkstudent, im Praktikum oder gleich als Berufseinsteiger. Der erste Gehaltseingang ist etwas Besonderes: Euphorie mischt sich mit dem vagen Gefühl, dass auf dem Weg vom Bruttogehalt zum Nettobetrag irgendwas passiert ist. Und dann hältst du ihn in der Hand: deinen ersten Gehaltszettel. Ein Dokument voll mit kryptischen Kürzeln, Zahlen und Abzügen. Was bitte ist „KV AG“? Warum ist „LSt“ dein neuer bester Feind? Und wo genau ist das ganze Geld hin?
Keine Sorge, ich bin Jonas Meier – dein alltagsnaher Finanz-Erklär-Bär mit einem Hang zu klaren Worten (und manchmal trockenen Witzen). In diesem Artikel machen wir gemeinsam einen Deep-Dive in deinen Gehaltszettel. Schritt für Schritt, mit Humor, Herz und hilfreichen Tipps. Lass uns loslegen!
Was ist ein Gehaltszettel überhaupt?
Der Gehaltszettel – oder auch Lohnabrechnung – ist dein offizieller Nachweis darüber, was du im aktuellen Monat verdient hast und welche Abzüge fällig wurden. Das Dokument kommt meist am Monatsende oder kurz nach der Gehaltszahlung. Es zeigt dir:
- Dein Bruttogehalt (also der schöne Betrag, den du im Arbeitsvertrag gesehen hast)
- Diverse Steuer- und Sozialabgaben
- Sonstige Zahlungen und Abzüge (z. B. Urlaubsgeld, vermögenswirksame Leistungen)
- Und – Trommelwirbel – dein Nettogehalt
So ähnlich wie bei Pinguinen: Alle sehen gleich aus, aber jeder hat seinen eigenen Charakter. Also schauen wir mal, was sich hinter den ganzen Kürzeln der Lohnabrechnung verbirgt.
Die wichtigsten Abkürzungen auf deiner Lohnabrechnung
Hier kommt die Übersetzung für die wichtigsten Codes auf deinem Gehaltszettel – verständlich und ganz ohne Finanzsprech-Blabla:
1. Brutto
Los geht’s mit dem Bruttogehalt, dem „Vor-Steuern-und-Sozialabgaben“-Betrag. Das ist deine vertraglich vereinbarte Vergütung – vor jeglicher Beteiligung des Staates oder der Krankenkasse.
2. KV AG / KV AN
Das steht für die Krankenversicherung. AG = Arbeitgeberanteil, AN = Arbeitnehmeranteil. Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung werden nämlich je zur Hälfte von dir und deinem Chef bezahlt. Netter Deal, oder?
3. RV – Rentenversicherung
Hier zahlt ihr auch beide – du und dein Chef. Dein Anteil beträgt 9,3 % (Stand 2024), der Arbeitgeber legt dasselbe drauf. Das Geld landet später (hoffentlich) in deiner Rente.
4. AV – Arbeitslosenversicherung
Falls es mit dem Job einmal nicht so rund läuft: Die AV springt ein, wenn du arbeitslos wirst. Dein Beitrag liegt bei 1,3 % (Stand 2024), wieder zur Hälfte mit dem Arbeitgeber geteilt.
5. PV – Pflegeversicherung
Die gehört auch zum Sozialversicherungspaket. Ab 23 Jahren und ohne Kind bekommst du sogar einen Zuschlag. Falls du bereits Vater oder Mutter bist, existieren Sonderregelungen.
6. LSt – Lohnsteuer
Jetzt wird’s ernst. Die Lohnsteuer ist quasi deine monatliche „Anzahlung“ auf deine Einkommensteuer. Wie viel du zahlst, hängt von deiner Steuerklasse ab. Je höher dein Verdienst, desto mehr Lohnsteuer wird auch direkt vom Gehalt abgezogen.
7. Soli – Solidaritätszuschlag
Jahrelang war der Soli ein echter Dauerbrenner. Seit 2021 zahlen ihn aber nur noch Besserverdiener – oder in deinem Fall: vermutlich nicht.
8. KiSt – Kirchensteuer
Falls du Mitglied einer steuerberechtigten Kirche bist, wird hier ein kleiner Prozentsatz deiner Lohnsteuer fällig (8–9 %). Wer aus der Kirche austritt, spart diesen Beitrag – muss aber auf andere Benefits verzichten.
9. VL – Vermögenswirksame Leistungen
Hurra, ein echtes Extra! Wenn dein Arbeitgeber VL zahlt, kannst du das für einen Bausparvertrag oder Fondssparplan nutzen. Der Staat legt eventuell noch eine Prämie obendrauf.
10. Netto
Und hier ist es: das Geld, das wirklich auf deinem Konto landet und mit dem du Miete, Pizza und Netflix bezahlst.
Beispielhafte Gehaltsabrechnung: Was bleibt übrig?
Damit du eine konkrete Vorstellung bekommst, hier ein Beispiel:
- Bruttogehalt: 3.000 €
- Lohnsteuer: 350 €
- Soli: 0 €
- Kirchensteuer: 25 €
- KV AN: 240 €
- RV AN: 279 €
- AV AN: 39 €
- PV AN: 70 €
Nettoauszahlung: ca. 1.997 €
Dein Chef zahlt zusätzlich noch mal ungefähr 600 € an Sozialabgaben oben drauf – also ist deine „Gesamtvergütung“ tatsächlich viel höher. Nur landet eben nicht alles auf deinem Konto.
Welche Informationen solltest du regelmäßig prüfen?
Auch wenn dein Gehaltszettel auf den ersten Blick wie ein Telemetriebericht aus einem Raumschiff aussieht: Er enthält wichtige Infos, die du regelmäßig checken solltest:
- Steuerklasse richtig? Besonders wichtig bei Änderungen im Familienstand.
- Sozialversicherungsnummer korrekt? Eine falsche Nummer kann zu Problemen bei der Rente führen.
- Bankverbindung aktuell? Nicht dass dein Geld in der Finanz-Wildnis verloren geht!
- Stimmt der Betrag? Fehler in der Abrechnung sind selten, aber möglich.
Kann man da überhaupt etwas optimieren?
Na klar! Auch wenn du die Lohnsteuer nicht komplett umgehst (sorry!), gibt es ein paar Wege, dein Nettogehalt indirekt zu erhöhen:
- Steuerklasse überprüfen: Besonders bei Ehepaaren kann das einen Unterschied machen.
- VL nutzen: Wenn dein Arbeitgeber VL anbietet – zugreifen!
- Entgeltumwandlung fürs Jobrad oder die bAV: Spart Steuer und Sozialabgaben.
- Steuererklärung machen: Im nächsten Jahr winkt die Rückzahlung.
Fazit: Abkürzungen, die du lieben (oder zumindest verstehen) lernst
Ja, der erste Gehaltszettel ist ein kleiner Schock – sowohl emotional als auch sprachlich. Aber mit ein bisschen Know-how wird aus dem wilden Abkürzungsdschungel ein überschaubares System, das du im Schlaf beherrschen wirst. Und wer weiß: Vielleicht erklärst du ja bald deinen Kolleg*innen, was „RVB+“ oder „Frei LSt 1/12“ bedeutet.
Falls du noch Fragen hast oder dir eine andere Finanzfrage auf der Zunge brennt – schreib uns gerne über unser Kontaktformular. Oder schau dir an, wer wir sind auf unserer Über-uns-Seite.
Bis dahin: Bleib finanziell neugierig und lass dir von ein paar Abkürzungen nicht die Laune verderben.
Dein Jonas Meier
– Finanzwissen ohne Schweißperlen
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