
Black Friday und Co.: Konsumfeste wirtschaftlich betrachtet
Black Friday und Co.: Konsumfeste wirtschaftlich betrachtet
Wer kennt das nicht? Der Kalender zeigt Ende November, und plötzlich explodieren Newsletter, Werbebanner und Schaufenster mit Prozentzeichen: Es ist wieder Black Friday. Dazu kommen Singles’ Day, Cyber Monday und nicht zu vergessen die Vorweihnachts-Rabattwochen. In dieser Hochsaison des Konsums wird Kaufen fast zum Volkssport. Doch was passiert dabei eigentlich wirtschaftlich – hinter den blinkenden Rabattzahlen und der Jagd nach dem besten Deal?
Ich bin Martina Vogel, Wirtschaftsexpertin mit einem Auge auf den Alltag. In diesem Artikel schauen wir gemeinsam analytisch – aber mit einem Augenzwinkern – auf diese Konsumtage. Was bedeuten sie für Verbraucherinnen und Verbraucher, für den Handel und für die Gesamtwirtschaft?
Ursprung und Entwicklung: Wie aus dem Freitag ein “schwarzer” wurde
Beginnen wir mit einem kleinen historischen Exkurs: Der Begriff “Black Friday” stammt ursprünglich aus den USA und bezeichnete zunächst den Tag nach Thanksgiving, an dem die Menschen frühzeitig Weihnachtsgeschenke einkauften. “Schwarz” nannten ihn die Händler, weil an diesem Tag die Kassen so laut klingelten, dass rote Zahlen in schwarze Zahlen wechselten – also Gewinn geschrieben wurde.
Heute ist der Black Friday ein globales Ereignis. Von New York über München bis nach Tokio: Millionen Menschen kaufen an diesem Tag online und offline ein. Manche warten das ganze Jahr auf diesen einen Freitag, um sich ein neues Smartphone, TV-Gerät oder Designerstück zu gönnen. Doch was steckt wirtschaftlich dahinter?
Der Einzelhandel: Erwartungen, Überstunden und aufgeblasene Umsätze
Für viele Einzelhändler ist der November die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Laut Branchenverband HDE setzt der deutsche Einzelhandel während des Black-Friday-Wochenendes mehrere Milliarden Euro um – Tendenz steigend. Große Unternehmen planen diese Tage monatelang im Voraus.
Doch der Rabattrausch hat auch Schattenseiten:
- Preisdumping: Viele Rabatte sind nicht “echt”, sondern resultieren aus vorherigen Preiserhöhungen oder beziehen sich auf nie dagewesene UVPs.
- Margendruck: Kleinere Händler können bei den Preisen oft nicht mithalten und verlieren Marktanteile an die Großen.
- Retourenflut: Besonders im Online-Handel landet ein erheblicher Anteil der Bestellungen wieder als Rücksendung im Lager.
Wirtschaftlich betrachtet sorgt dies zwar kurzzeitig für höhere Umsätze – aber nicht unbedingt für höhere Gewinne. Wenn die Marge schrumpft oder Retourenquoten explodieren, sucht man die schwarzen Zahlen mit der Lupe.
Konsumentenverhalten: Schnäppchen oder Wahnsinn?
Sie und ich – wir sind nicht nur Konsumenten, wir sind wirtschaftlich agierende Subjekte. Was aber treibt uns in dieser Zeit zum Kauf? Ist es wirklich der Bedarf? Nicht immer. Vielmehr wirken psychologische Trigger, allen voran der sogenannte FOMO-Effekt (“Fear of Missing Out”). Begrenzte Angebote, Countdown-Timer und “nur noch 2 Stück auf Lager” – das alles gaukelt uns eine künstliche Knappheit vor.
In Wahrheit kaufen viele Menschen Dinge, die sie nicht wirklich brauchen:
- Die dritte Bluetooth-Box, “weil sie 60 % günstiger ist”.
- Ein Pullover in Pink, “weil Versand kostenlos war”.
- Oder ein elektrisches Fußmassagegerät, das nach zwei Wochen im Schrank verschwindet.
Volkswirtschaftlich gesehen entsteht hier ein Konsumverhalten, das zwar kurzfristig die Nachfrage ankurbelt, jedoch langfristig weder Ressourcen effizient nutzt noch Wert schafft. Ein Beispiel: Die Herstellung von Elektrogeräten ist Rohstoff-intensiv. Wenn diese nur ein paar Mal verwendet oder früh entsorgt werden, wächst der Elektroschrott – und damit die Umweltbelastung.
Verzerrter Konsum und Budgetverschiebungen
Hinzu kommt, dass Konsumfeste wie der Black Friday oft keine zusätzlichen Käufe erzeugen, sondern lediglich Käufe vorziehen. Sogenannte “Kannibalisierungseffekte” führen dazu, dass Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Ausgaben für Dezember auf November legen. Der Gesamtumsatz bleibt gleich, aber der Cashflow verschiebt sich. Für Unternehmen bedeutet das: mehr Stress in wenigen Tagen, weniger planbare Einnahmen.
Psychologie der Rabatte: Warum unser Gehirn bei -70% schlappmacht
Rabatte aktivieren das limbische System – den Teil unseres Gehirns, der für Emotionen zuständig ist. Schnäppchen machen glücklich, zumindest für einen kurzen Moment. Ökonomisch betrachtet nennt man das hedonischen Konsum. Doch dieses Glücksgefühl ist trügerisch:
- Die Mehrheit der Käufer gibt an, später Reue über unüberlegte Käufe zu empfinden.
- Ein erheblicher Teil bezahlt die Einkäufe auf Kredit – was zu langfristigen Belastungen führt.
- Laut Studien sind Impulskäufe während Rabattaktionen doppelt so wahrscheinlich wie sonst.
Als Wirtschaftsexpertin sage ich daher: Black Friday & Co. wirken wie ein kurzfristiges Konjunkturprogramm mit Katerstimmung.
Gesamtwirtschaftlich: Wachstumsmotor oder Scheinriese?
Nun zur wichtigsten Frage: Welche gesamtwirtschaftlichen Effekte haben diese Konsumfeste eigentlich? Zum einen kurbeln sie die Nachfrage an – was kurzfristig das Wirtschaftswachstum beflügeln kann. Der Einzelhandel berichtet von höheren Umsätzen, die Versanddienstleister feiern Boom-Tage und auch der Zahlungsverkehr nimmt sprunghaft zu.
Doch Studien zeigen auch: Die Langzeitwirkung ist begrenzt. Der Konsum konzentriert sich auf wenige Tage, statt sich gleichmäßig über das Jahr zu verteilen. Das erzeugt Überlastungen in der Lieferkette, erhöht die CO₂-Bilanz der Logistik und bringt kleinere Unternehmen in Bedrängnis.
Vor allem in Krisenjahren – wie während der Inflation oder Energiepreissteigerungen – können solche Konsumfeste sogar gefährlich sein. Menschen geben Geld aus, das sie eigentlich nicht haben. Kreditkartenschulden steigen, Rücklagen schrumpfen. Ökonomisch betrachtet ist dies nicht nachhaltig.
Fazit: Spartipps mit ökonomischer Verantwortung
Ob Black Friday, Cyber Monday oder der nächste “Mega Deal Day” – Konsumfeste sind kein Teufelswerk. Sie können gut sein, wenn wir sie bewusst und reflektiert nutzen:
- Planen statt impulsiv kaufen: Liste machen, Budget festlegen, Preise vorher vergleichen.
- Qualität über Quantität: Langfristige Investitionen lohnen sich mehr als kurzfristige Schnäppchen.
- Transparente Händler wählen: Unterstützen Sie auch lokale Shops und faire Anbieter.
Und wenn Sie sich wirklich ein Produkt gönnen wollen: Tun Sie es mit voller Überzeugung – nicht, weil ein roter Countdown Sie dazu treibt.
Dies war ein wirtschaftlicher Blick auf den modernen Konsumrausch – analytisch, mit einem Augenzwinkern und einer Portion Realitätssinn. Denn Wirtschaft beginnt nicht auf dem Börsenparkett, sondern im Alltag – bei jedem Klick auf “In den Warenkorb”.
Bleiben Sie informiert, wachsam – und konsumieren Sie bewusst.
Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, erreichen Sie mich über unsere Kontaktseite. Mehr über unsere wirtschaftliche Mission erfahren Sie unter Über uns.
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