
„Bio ist teuer“ – aber ist das wirklich so?
„Bio ist teuer“ – aber ist das wirklich so?
Jeder hat es sicher schon einmal gehört – oder selbst gedacht: „Bio ist ja schön und gut, aber auch ganz schön teuer!“ Gerade wenn man durch den Supermarkt schlendert, den Kassenzettel am Ende betrachtet und beim Anblick des Preises erst mal tief durchatmet. Doch ist das wirklich die ganze Wahrheit? Ich bin Martina Vogel, Volkswirtin mit Leidenschaft für Alltagsökonomie – und heute nehme ich diesen vielzitierten Satz etwas genauer unter die Lupe. Und keine Sorge: Ob Bio-Gegner oder ökoverliebter Wochenmarkt-Fan – am Ende dieses Artikels verstehen Sie besser, worauf Sie achten sollten, wenn es um Ihren Geldbeutel und „das gute Gewissen“ geht.
Was bedeutet “Bio” überhaupt?
Bevor wir uns der Geldfrage widmen, klären wir erst mal den Begriff. „Bio“ steht in der EU für Produkte aus ökologischer Landwirtschaft, die bestimmten Richtlinien unterliegen: keine synthetischen Pestizide, keine chemischen Düngemittel, kein Einsatz von Gentechnik. Außerdem geht’s um artgerechte Tierhaltung und Nachhaltigkeit in der Produktionskette. Diese Vorgaben legt die EU-Öko-Verordnung fest.
Doch Bio hört nicht beim Apfel auf. Auch Fleisch, Milchprodukte, Brot, sogar Kosmetik – alles gibt’s in biologischen Varianten. Die Frage ist eben: Lohnt sich der Griff zum Bio-Produkt für meinen Geldbeutel?
Der Preis – Bio kostet mehr. Wirklich?
Direkter Vergleich an der Kasse
Ja. Bio-Produkte wirken zunächst teurer. Ob Bio-Milch, Bio-Käse oder Bio-Bananen – vielfach zahlt man mehr pro Kilogramm oder Liter. Ein Beispiel:
- Konventionelle Milch (1 Liter): ca. 0,89 €
- Bio-Milch (1 Liter): ca. 1,29 €
Ein Aufpreis von 40 Cent – das sind rund 45 % mehr. Klingt nach viel, nicht wahr? Doch aufgepasst: Dieser Vergleich hinkt, denn er betrachtet nur die Kosten zum Kaufzeitpunkt. Und damit sind wir bei der spannenderen Perspektive: den versteckten Kosten.
Die versteckten Kosten konventioneller Lebensmittel
Wenn wir ehrlich sind: Konventionelle Produkte sind nicht wirklich billiger. Sie sind nur an der Kasse günstiger, während viele ihrer wahren Kosten auf andere Bereiche „verschoben“ werden:
- Umweltschäden: Nitrat im Trinkwasser, Bodenversauerung, Artensterben – die intensive Landwirtschaft verursacht ökologische Kosten, die langfristig vom Steuerzahler getragen werden.
- Gesundheitskosten: Pestizidrückstände auf Obst und Gemüse sind zwar gesetzlich begrenzt, aber deren langfristige Wirkung ist nicht immer absehbar. Hinzu kommen Probleme durch Übergewicht und Erkrankungen, die mit der Massentierhaltung korrelieren.
- Subventionen: Ein Großteil der EU-Subventionen fließt in die konventionelle Landwirtschaft. Das verzerrt den Preiswettbewerb zu Gunsten der „billigen“ Produkte.
Bio-Produkte versuchen, all diese Schäden zu vermeiden. Die höheren Preise spiegeln also schlicht wider, dass auch beim Landwirt, im Stall und auf dem Acker bessere Bedingungen herrschen – für Mensch, Tier und Umwelt.
Ist Bio teurer im Alltag? Kommt drauf an!
Der Faktor Konsumverhalten
Ich gebe zu: Wer das gleiche Einkaufsverhalten wie bisher hat, aber jedes Produkt einfach durch das Bio-Pendant ersetzt, merkt den Aufpreis sehr deutlich. Allerdings sind viele Menschen, die auf Bio setzen, auch grundsätzlich bewusster bei der Auswahl:
- Sie kaufen weniger Fleisch, dafür hochwertiger.
- Sie kochen häufiger selbst statt Fertigprodukte zu kaufen.
- Sie legen Wert auf Saisonalität und Regionalität – was den Preis drückt.
Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: Seit ich häufiger auf Bio umstelle, kaufe ich bewusster ein. Ich werfe weniger weg, plane besser – und siehe da: Mein Wocheneinkauf kostet durchschnittlich nur 10–15 % mehr. Dafür bin ich zufriedener, gesünder und habe das bessere Gefühl. Kein schlechter Deal, oder?
Bio in Discounter-Zeiten
Ein weiterer Punkt: Bio muss nicht teuer sein. Immer mehr Discounter bieten eigene Bio-Linien an – und das zu Preisen, die kaum über den konventionellen Produkten im Supermarkt liegen. Hier ein Preisvergleich:
- Bio-Eier (10 Stück) beim Discounter: ca. 2,59 €
- Konventionelle Eier vom Supermarkt: ca. 1,89 €
70 Cent Unterschied – aber ganz andere Haltungsbedingungen. Und bei einem Zwei-Personen-Haushalt bleiben auch die Kosten im Rahmen, wenn man gezielt auswählt.
Wann lohnt sich Bio ganz besonders?
Es gibt bestimmte Produktgruppen, bei denen Bio ganz besondere Vorteile bietet – aus ökonomischer, ökologischer und gesundheitlicher Sicht:
1. Obst und Gemüse mit Schale
Apfel, Birne, Paprika – wir essen hier die Schale mit. Bei Bio-Produkten sind diese deutlich geringer belastet mit Pestiziden. Wer auf Nummer sicher gehen will, investiert hier gut.
2. Milch und Fleisch
In der konventionellen Fleisch- und Milchwirtschaft ist Intensivhaltung oft Standard. Bio-Betriebe müssen artgerechter halten, das Futter darf nicht mit Antibiotika versetzt werden. Das kostet – aber dafür ist Qualität und Tierwohl besser.
3. Lebensmittel für Kinder
Gerade bei Kleinkindern ist es ratsam, auf Bio zurückzugreifen. Sie reagieren empfindlicher auf Schadstoffe. Wer hier bewusst auswählt, kann Gesundheitsrisiken vorbeugen.
Fazit: „Bio ist teuer“ – ein Mythos, der langsam bröckelt
Ist Bio wirklich teurer? Ja und Nein. Auf dem Preisschild zeigt sich zunächst ein Aufpreis. Aber wer genauer hinsieht, erkennt: Konventionelle Produkte verursachen Schäden, deren Kosten wir alle tragen – nur eben nicht an der Supermarktkasse.
Bio bedeutet oft auch: besser planen, bewusster einkaufen, weniger verschwenden. Und wer ehrlich rechnet, wird feststellen: Die Investition lohnt sich – für Gesundheit, Umwelt und nicht selten sogar für das eigene Wohnzimmer-Budget.
Am Ende ist es wie immer im Leben: Nicht alles, was auf Anhieb teuer aussieht, ist es auch auf lange Sicht. Und manchmal ist weniger einfach mehr – vor allem, wenn Qualität auf dem Teller landet, statt Masse.
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