Gender-Gap beim Geld: Was Alltag mit Ungleichheit zu tun hat

Gender-Gap beim Geld: Was Alltag mit Ungleichheit zu tun hat

Wussten Sie, dass Frauen im Schnitt in Deutschland immer noch rund 18 % weniger verdienen als Männer? Überraschung! Oder eher nicht. Die sogenannte Gender-Pay-Gap ist kein Mythos, sondern bittere Realität – und sie hat weit mehr mit unserem Alltag zu tun, als wir uns eingestehen wollen.

Ich bin Martina Vogel, und heute werfen wir gemeinsam einen Blick auf den finanziellen Spalt zwischen den Geschlechtern – nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Supermarkt, beim Kaffee mit Freundinnen und wenn es um die Rente geht. Denn Geld ist nicht nur Ziffern auf dem Konto – Geld ist Freiheit, Sicherheit und nicht zuletzt: eine Frage der Gerechtigkeit.

Was ist eigentlich die Gender-Pay-Gap?

Der Begriff beschreibt den Unterschied im durchschnittlichen Bruttoverdienst von Männern und Frauen. Es gibt dabei zwei Definitionen:

  • Unbereinigte Gender-Pay-Gap: Der reine Vergleich der Durchschnittsgehälter aller Männer und aller Frauen ohne Berücksichtigung von Faktoren wie Beruf, Position oder Teilzeitquote.
  • Bereinigte Gender-Pay-Gap: Hier werden ähnliche Qualifikationen, Tätigkeiten und berufliche Situationen verglichen. Auch hier verdienen Frauen im Schnitt etwa 6 % weniger.

Heißt konkret: Selbst wenn Frau dieselbe Ausbildung, denselben Job und dieselbe Erfahrung hat – der dickere Gehaltsscheck landet oft trotzdem beim männlichen Kollegen.

Der Alltag als Spiegel der strukturellen Ungleichheit

„Ach, das ist doch alles übertrieben!“, höre ich oft beim Stammtisch. Ist es das wirklich? Schauen wir uns doch mal den Alltag an. Da fängt es nämlich schon an:

Teilzeitfalle & Care-Arbeit

Rund 80 % der Teilzeitstellen in Deutschland sind von Frauen besetzt. Warum? Weil sie häufiger unbezahlte Sorgearbeit übernehmen – Kinder, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit. Während Hans Karriere macht, managt Hanna den Familienbetrieb „Zuhause GmbH“. Das Problem: Teilzeitjobs sind oft schlechter bezahlt, bieten weniger Aufstiegsmöglichkeiten und führen auf direktem Weg zur Rentenlücke.

Gender Pricing: Rosa kostet mehr

Schon mal aufgefallen, dass Rasierer für Frauen teurer sind als die für Männer – obwohl sie technisch identisch sind? Willkommen beim Pink Tax, jener feinen Absurdität unserer Wirtschaft, die Frauen regelmäßig zur Kasse bittet, nur weil sie weiblich sind. Shampoo, Kleidung, selbst Kinderfahrräder – das Ganze summiert sich ordentlich übers Jahr.

Kreditwürdigkeit und Finanzentscheidungen

Frauen gelten bei Banken häufig als risikoscheuer – oder anders gesagt: als weniger „finanzgewandt“. Die Folge? Geringerer Zugang zu Krediten, niedrigere Investmentraten und weniger Vermögensaufbau. Dabei zeigen Studien, dass Frauen langfristig oft sogar vorsichtiger und erfolgreicher investieren als Männer.

Warum das ein strukturelles Problem ist

Gender-Ungleichheit beim Geld ist kein Einzelfall, sie ist systemimmanent. Das System, in dem wir leben, bewertet Erwerbsarbeit höher als Care-Arbeit, belohnt Durchsetzungskraft mehr als Empathie und haftet bestimmten Geschlechtern bestimmte ökonomische Rollen an.

Dazu kommt, dass Berufe mit hohem Frauenanteil – etwa Pflege, Bildung oder soziale Arbeit – oft schlechter bezahlt werden. Warum? Nicht, weil diese Tätigkeiten weniger wert sind, sondern weil sie schlechter bewertet werden. Wer pflegt, sorgt oder erzieht, trägt gesellschaftliche Verantwortung – aber spüren tut man davon bisher wenig im Portemonnaie.

Was jede*r tun kann – und wir gemeinsam erst recht

Finanzielle Selbstbestimmung fördern

Es beginnt mit einem Gespräch. Mit dem Partner über gerechte Verteilung von unbezahlter Arbeit. Mit der Chefin über equal pay. Mit Freundinnen über Altersvorsorge. Denn Aufklärung und Bewusstsein sind der erste Schritt zur Veränderung.

  • Informieren Sie sich aktiv über Ihre finanziellen Rechte und Ansprüche in Job und Rente.
  • Nutzen Sie Tools und Netzwerke, etwa Financeone, um sich über Geld, Investitionen und Sparstrategien auszutauschen.
  • Erhöhen Sie Ihre finanzielle Bildung – Podcasts, Blogs, Bücher: Wissen ist Macht!

Politik muss (endlich) handeln

Transparente Gehaltsstrukturen, gesetzliche Maßnahmen gegen den Gender-Pay-Gap, Rentenreformen zugunsten von Familienmodellen – das Thema muss politischen Nachdruck erhalten. Individualisierung reicht hier nicht. Es braucht strukturelle Veränderungen.

Fun-Facts, die eigentlich traurig sind

  • Frauen müssten im Jahr bis zum 7. März arbeiten, um auf dasselbe Jahresgehalt wie Männer zu kommen – das nennt man Equal Pay Day.
  • In Führungspositionen deutscher DAX-Unternehmen liegt der Frauenanteil bei gerade einmal rund 17 %.
  • 97 % der Venture Capital-Investments gehen an männlich geführte Start-ups – obwohl Gründerinnen oft nachhaltiger und renditestärker wirtschaften.

Da vergeht einem fast das Lachen. Und trotzdem – ich lache. Zumindest ein bisschen. Denn ich glaube fest daran, dass wir gemeinsam diese Ungleichheit überwinden können.

Schlusswort: Zeit für eine gerechtere Geldwelt

Geld ist kein Männerspielplatz. Es ist ein Werkzeug – für alle. Für Gleichberechtigung. Für wirtschaftliche Unabhängigkeit. Für geregelte Renten, faire Jobs und selbstbestimmte Lebensentwürfe. Der Gender-Gap beim Geld ist kein Luxusproblem. Er ist ein struktureller Riss, der immer größer wird, wenn wir ihn ignorieren.

Also stellen wir unbequeme Fragen. Fordern wir gerechte Bedingungen. Und vor allem: Fangen wir im Kleinen an – ganz alltäglich.

Wer mehr über gerechtere Finanzen, Löhne oder wirtschaftliche Gleichstellung erfahren möchte, kann sich gern an uns wenden – hier geht’s zum Kontakt.

Ihre
Martina Vogel
Expertin für Wirtschaft im Alltag

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Publication date:
Erfahrene Wirtschaftsjournalistin mit starkem Fokus auf Transparenz und gesellschaftliche Wirkung von Finanzen. Autorin preisgekrönter Kolumnen, Bloggerin und Analystin globaler Märkte. Neugierig, kritisch und engagiert für finanzielle Aufklärung.

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